Ausgerechnet der hohe Favorit Barchfeld/Breitungen sollte nach dem enttäuschenden
letzten Spieltagen als "Aufbaugegner" herhalten. Das aus auslandstechnischen
Gründen seit Saisonbeginn verwaiste Brett wurde gegen die aktuelle
Nr. 26 in Thüringen, Hausknecht bewußt freigelassen, um nicht
durch ein "Opfer" von Jörges die hinteren Bretter unnötig zu
schwächen. Eine minimale Chance wurde ohnehin nur bei optimalem Spiel
in diesem Spitzenduell erwartet. Entsprechend vorsichtig begannen auch
die Partien. Jörges hatte mit Rohmeiß einen weiteren thüringer
Spitzenmann als Gegner. Hier galt es trotz weißer Steine nur zu überleben.
Jörges wählte einen entsprechenden ruhigen und besonnenen Spielaufbau,
der das anvisierte Ziel gut widerspiegelte. Müller an Brett 3 wartete
mit Schwarz ab, um dann bei Gelegenheit einen Konter zu starten. Lehmann
stellte sich ruhig auf, er wollte seinen Gegenspieler mit einer mühevollen
strategischen Strategie langsam zu kleinen Schwächen bringen. Rößner
an Brett 5 hatte bereits nach wenigen Zügen aufgrund der exzentrischen
Eröffnungswahl seines Gegners neues Terrain zu bewältigen. Dies
sollte viel Zeit und Kraft kosten. Latka hatte gegen einen aggressiv eingestellten
Gegenspieler schon sehr früh mit Verteidigungsaufgaben zu tun. Ganz
anders agierte Jan Grube an Brett 7, der trotz schwarzer Figuren schon
bald einen interessanten Angriff startete. Am letzten Brett schließlich
agierte ein optimistischer Achim Grube, der genau denselben Gegner bereits
einmal besiegen konnte.
Schon nach zwei Stunden wurde das erste Resultat vermeldet. Jörges
Plan war aufgegangen. Sein Gegenspieler war der mühevollen Partie
leid und akzeptierte ein Remisangebot. Somit schien es, als seien die Meininger
Chancen auf einen positiven Ausgang des Treffens gestiegen. Dieser angenehme
Eindruck währte leider nur kurze Zeit. Müller griff in einer
ausgeglichenen Stellung fehl und büßte eine Figur ein. Sein
Gegner ließ sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen und vermeldete
alsbald den Sieg.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Jan Grube hatte mittlerweile einen
schönen Angriff erhalten, übersah jedoch in der etwas unübersichtlichen
Stellung den Gewinnweg und konnte schließlich noch froh sein, daß
der Gegner erleichtert über die nicht mehr erwartete Rettung nun nicht
seinerseits die Siegchance suchte, sondern in ein Remis einwilligte. Schade
um die schöne Partie. Kurze Zeit später mußte Latka in
vollkommen auswegloser Situation die Waffen strecken. So stand es dann
mittlerweile 1:4 und ein weiteres Debakel schien seinen Lauf zu nehmen.
Der erste Lichtblick wurde schließlich durch Rößner
geliefert, der seine schwierige Ausgangslage gut gemeistert hatte und am
Ende gar noch Angriffsversuche anstellen konnte. Da allerdings hier etwas
die Durchschlagskraft fehlte, kam es dann zum Friedensschluß. Derweil
hatte Lehmann seine Figuren gut in Aufstellung bringen können und
überlegte gerade, an welcher Stelle ein Durchbruch am erfolgversprechendsten
erschien, da wurde seinem Gegner die "Wartezeit" zu lang und er öffnete
seinerseits etwas unvorbereitet die Stellung und lief damit voll in das
offene Messer. Mit großem Vergnügen konnte Lehmann nun das gegnerische
Lager förmlich sezieren und dabei auch noch Material gewinnen. Sein
Widerpart verlor dann recht bald den Mut und gab auf. Damit hatte Lok wenigstens
den Ehrentreffer setzen können.
Schließlich blieb nur noch Grube sen. übrig, der sich mit
seinem Gegner nicht auf ein Ende der Partie einigen konnte. In einem extrem
komplizierten Damenendspiel mit einem Mehrbauern für Grube versuchte
dieser verzweifelt, doch noch einen Gewinnweg zu finden. Nach über
fünf Stunden Spielzeit und weit mehr als 100 Zügen mußte
er jedoch nach aufopferungsvollen Bemühungen in ein Remis einwilligen.
Der Endstand von 3:5 spiegelt den Verlauf des Spieltages ziemlich gut
wieder, ist aber angesichts der individuellen Fehler und den daraus resultierenden
unnötigen Punktverlusten dennoch sehr ärgerlich. Durch die Niederlage
fiel Lok außerdem auf Platz 4 zurück. Im direkten Letztrundenduell
gegen Schmalkalden ist der Sprung aufs Treppchen jedoch durchaus wieder
möglich.
Breitungen steht auf jeden Fall als souveräner Staffelsieger fest.
Wir wünschen ihnen viel Erfolg im nächsten Jahr in der Landesklasse
West.
Auch die zweite Mannschaft kam aufgrund einer 3,5:4,5-Niederlage mit
leeren Händen aus Suhl zurück. Angesichts dessen, daß hier
nur 7 Spieler zur Verfügung standen immer noch ein sehr gutes Abschneiden.
Peter Lehmann