ESV Lok Meiningen - SG Trusetal 92 5,5 : 2,5
Nach dem knappen Sieg in Runde 1 erwartete Lok mit Ruhla II einen Gegner,
der bereits im letzten Jahr zum ersten Stolperstein für eventuelle
Aufstiegsambitionen geworden war. Dies war Warnung genug, dazu fielen mit
A. Lehmann und Jörges zwei Stammspieler aus dem vorderen Bereich aufgrund
Auslandsaufenthaltes aus. Trotzdem hatte sich Lok einen Sieg vorgenommen.
Zu Beginn der Runde lief das Meiste wie erwartet. Müller an Brett
Eins hatte es wie häufig mit einem nominell schwächeren Gegner
zu tun, der trotz weißer Steine sehr passiv an die Partie heranging.
Somit zwang er Müller, wollte dieser die Partie nicht im Remis versanden
lassen, seine Stellung offensiv zu behandeln. Müller opferte eine
Leichtfigur und bekam dafür einen interessanten Angriff auf den Königsflügel
seines Kontrahenten. Lehmann [2] war aufgrund seines sehr ärgerlichen
Remis in Runde 1 besonders motiviert und begann sehr zielstrebig, verschiedene
Schwächen in der gegnerischen Bauernstruktur zu erzeugen. Jan Grube
[3] führte von Beginn an eine ziemlich ausgeglichene Partie. Rößner
[4] versuchte ebenso wie Lehmann, seinen Kontrahenten frühzeitig unter
Druck zu setzen. Am erfreulichsten war zu diesem Zeitpunkt die Situation
bei Latka [5]. Sie hatte ihren jugendlichen Kontrahenten stellungsmäßig
sehr schnell überspielt und eine Stellung erreicht, in der Sieg nur
noch eine Frage der Zeit schien. Joachim Grube [6] kam durch einige Ungenauigkeiten
etwas in Bedrängnis und mußte eine Qualität geben, hier
stand die Aufgabe, die Partie möglichst ins Remis
zu retten. Zenk [7] erreichte eine ausgeglichene interessante Stellung,
die beiden Seiten Möglichkeiten einräumte. Seifert [8] ging mit
großem Optimismus an seine Partie, die ihn später Kopf und Kragen
kosten sollte.
Kurz vor Mittag bahnten sich die ersten Entscheidungen an. Jan Grube
konnte keinen entscheidenden Vorteil erringen und willigte ins Remis ein,
da übermotivierter Gewinnversuch nur unnötiges Risiko nach sich
gezogen hätte. Kurze Zeit später konnte Lehmann, der seine Vorteile
kontinuierlich ausgebaut hatte, den Lohn seiner gut geführten Partie
ernten. Nach einem verzweifelten Opfer seines Gegners konterte er diesen
aus und zwang ihn zur Aufgabe.
Die sich ergebende Führung hielt leider nur kurze Zeit. Seifert
konzentrierte sich nur auf seine eigenen Angriffsbemühungen und hielt
ein Ablenkungsmanöver seines Gegenübers, wobei dieser einen ganzen
Turm opferte für einen Fehler. Im Gefühl des sicheren Sieges
übersah er dabei die listige Mattdrohung auf seinen König und
wurde matt gesetzt. Leider war dieser Fehler nur der Beginn einer kollektiven
Schlafeinlage der gesamten hinteren Mannschaft. Latka stellte in absoluter
Gewinnstellung einen kompletten Turm ein, Joachim Grube und Zenk verloren
ebenfalls entscheidendes Material. Rößners folgender wunderschöner
Sieg bedeutete somit leider letztmalig die Führung für Meiningen.
Zenk konnte das verlorene Material nicht wieder gewinnen und gab auf. Joachim
Grube glaubte, mit einem waghalsigen Figurenopfer die Partie noch zu seinen
Gunsten wenden zu können und gab damit die gute Chance trotz materieller
Unterlegenheit wenigstens noch ein Remis zu sichern. Latka hatte nach einem
ängstlichen Manövers ihres jugendlichen Gegners, der für
den Damentausch einen Springer opferte, plötzlich wieder alle Chancen
doch noch den vollen Punkt zu holen. Aufgrund ihres vorherigen Patzers
war ihre Energie jedoch gebrochen, nach einer Reihe von Ungenauigkeiten
endete die Partie dann Remis. Somit stand es 3:3 und die beiden verbliebenen
Partien mußten die Entscheidung geben. Müllers Gegner hatte
seine Verteidigung geschickt geführt und war schließlich zu
Gegenspiel gekommen, die vorhandene Mehrfigur gab dann schließlich
den Ausschlag. Müller gab auf. Nun hätte Joachim Grube in seiner
wesentlich schlechteren Stellung einen vollen Punkt holen müssen,
um wenigstens ein 4:4 zu retten. Er kämpfte sprichwörtlich bis
zur letzten Patrone, opferte seine letzte Figur und einige Bauern, um dadurch
noch Chancen zu erhalten, doch es nutzte nichts. Sein Gegner behielt die
Nerven, sah alle Fallen und konnte schließlich den vollen Punkt verbuchen.
Somit bleibt Ruhla auch in dieser Saison als Stolperstein für
Meiningen erhalten. Eine deutliche Steigerung gegen Kleinschmalkalden wird
notwendig sein.
Die zweite Mannschaft mußte aufgrund ihrer Spielerabgaben an
die erste Mannschaft arg dezimiert antreten, das letzte Brett blieb gar
frei. Eine deutliche Niederlage von 3:5 gegen Benshausen war das Resultat.
Peter Lehmann