SG Trusetal - ESV Lok Meiningen 2 : 6
In Stammaufstellung antretend hatte sich die Loktruppe in Trusetal einen
sicheren Sieg vorgenommen. Jedes andere Ergebnis hätte die Suhler
Konkurrenz schier uneinholbar davon ziehen lassen. Mit entsprechenden Engagement
wurde die Sache dann auch angegangen, obwohl alle ziemlich durchfroren
waren, da die Meininger aus (unbegründeter) Glatteisangst eine halbe
Stunde vor dem Trusetaler Spiellokal auf den Schlüsselverantwortlichen
warten mußten.
Bereits nach zwei Stunden boten sich dem Betrachter recht erfolgversprechende
Stellungen. Müller an Brett 1 hatte es mit einem sehr aufmerksamen
Gegner zu tun, der nicht wie im Vorjahr in einer dramatischen Endspielschlacht
noch unter die Räder kommen wollte und dadurch eine nicht gerade sehr
spannende Stellung zuließ. Der frühzeitige Friedensschluss war
damit folgerichtig. Peter Lehmanns (2) Kontrahent war aufgrund früherer
schlechter Erfahrungen trotz weißer Steine auch sehr friedfertig
eingestellt. In der Einengungsvariante der französischen Verteidigung
bot er sehr früh den Damentausch an, der zwar zur Entfernung dieser
mächtigen Figuren führte, aber dem Weißen sogleich einen
Nachteil in der Bauernstruktur einbrachte. Lehmann nahm diesen Tausch dankend
an, hatten sich damit doch interessante Angriffspunkte ergeben. Sein Bruder
Axel bemühte sich ebenfalls um Angriff. Sein Übergewicht im Zentrum
"bezahlte" er mit einem unrochierten und damit etwas schutzlosen König.
Dies sollte ihm später auch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Jörges
(4) hatte wieder einmal die unangenehme Aufgabe, mit Schwarz einen sehr
defensiv eingestellten Gegner aus der Reserve zu locken. Entsprechend zäh
begann auch die Partie. Jan Grube (5) "zauberte" wieder einmal eine sehr
undurchsichtige Stellung aufs Brett. In diesem Stellungstyp fühlt
er sich wohl und auch an diesem Tag sah alles wieder sehr verheißend
aus. Ein etwas ungutes Gefühl hatten seine Mannschaftskameraden nur,
als beim Blick auf die Bedenkzeiten der Verbrauch selbiger wieder einmal
deutlich zu Ungunsten des Meiningers ausfiel, was ihm im Lauf der Jahre
schon oft den Lohn der Mühe gekostet hatte. Rößner (6)
konnte seinem jungen Gegner frühzeitig eine Figur abluchsen und ging
seine Aufgabe zu dieser Zeit sehr entspannt an - zu entspannt, wie sich
später heraus stellen sollte. Latka (7) gelang es ebenfalls, eine
druckvolle Stellung aufzubauen. Ihr Kontrahent konnte bald kaum noch einen
vernünftigen Zug finden. Als Krönung wäre der Gewinn einer
Leichtfigur gegen einen Bauern möglich gewesen. Latka sah jedoch Gespenster
und verzichtete auf diesen vorteilhaften Tausch. Joachim Grube (8) hatte
es ebenfalls mit einem Nachwuchsspieler zu tun. Hier ist seit letzten Spieltagen
schon ein deutlicher Aufschwung zu verzeichnen. Dass damit auch ein steigendes
Selbstbewusstsein verbunden ist, bewies der ruhige und überlegte Stellungsaufbau,
der seinem jungen Gegenüber die Geduld raubte. Schließlich mündete
diese Ungeduld gar darin, daß dessen Dame einen weiten Ausflug in
Grubes Hälfte machte, um ein Bäuerchen zu vertilgen. Durch ein
Abzugsschach, bei welchem Grube seinen Läufer opferte, konnte er die
schutzlose Königin seines Gegners fangen und brachte mit dieser schönen
Aktion Meiningen Punkt Zwölf Uhr Mittag in Führung.
Währenddessen konnte P. Lehmann seinen Angriffsdruck Stück
für Stück erhöhen und seinen Gegner mehr und mehr ins Schwitzen
bringen. Nach dem Gewinn eines Bauern und der Drohung, sich noch weitere
einzuverleiben, verlor sein mittlerweile sehr lustlos gewordener Gegner
ganz den Überblick und einen Springer. Damit führte Lok bereits
mit 2 Punkten. Bei A. Lehmann sah es zwischenzeitlich nicht mehr so gut
aus. Bei seinem Bemühen, die letzte Leichtfigur mit guter Stellung
abzutauschen, übersah er, daß der Trusetaler Spieler diese Figur
einfach ignorieren und mit Bauernschach Lehmanns Stellung ziemlich zertrümmern
konnte. Lehmann selbst sah da seine Chancen schon fast am Nullpunkt. Doch
die große Zahl an verheißungsvollen Angriffsmöglichkeiten
mit schwer berechenbaren Ausgang ließen seinem Gegner nicht die besten
Züge finden. Zwar schaffte er es, Lehmanns König über das
halbe Feld zu jagen und in seiner eigenen Hälfte auf der h-Linie unentrinnbar
einzukesseln, jedoch sollte er noch 2 Züge benötigen, um diesem
endgültig den Garaus zu machen. Diese Frist konnte Lehmann tatsächlich
nutzen, um mit seinen Schwerfiguren und der übrig gebliebenen Leichtfigur
einen Gegenangriff zu starten und seinen tief deprimierten Gegner matt
zu setzen.
Bereits kurz darauf war die Begegnung zugunsten von Lok entschieden.
Vera Latka mußte sich dank der am Morgen verschmähten Figur
bis ins Endspiel bemühen, konnte dank Ihrer Erfahrung dort aber Vorteile
erringen und schließlich den Punkt einfahren. Doch es sollte noch
besser kommen. Jan Grube überzeugte trotz Zeitnot, indem er mehr Übersicht
an den Tagen legen konnte. Auch hier mußte der Trusetaler die Waffen
strecken. Beim Zwischenstand von 5,5 : 0,5 schien sich gar ein Meininger
Kantersieg anzudeuten, doch mit den beendeten Partien endete leider auch
die Meininger Siegsträhne. Jörges versuchte zwar alles, doch
ein Einbrechen in des Gegners Stellung wäre im Endspiel zu riskant
gewesen. Sein Remisangebot wurde gerne angenommen.
Den Ehrentreffer "gönnte" Rößner seinem Kontrahenten.
Durch den zeitigen Figurengewinn fiel er einer trügerischen Siegessicherheit
zum Opfer, wie sie auch in anderen Sportarten ebenso gerne einkehrt. Er
unterschätzte die Zähigkeit und Hartnäckigkeit seines jungen
Gegenüber und mußte die Figur samt einen Bauern zurückgeben.
Er kämpfte zwar anschließend verzweifelt um das Remis, konnte
den Materialverlust aber nicht mehr wettmachen. Mit dem überzeugenden
Sieg konnte Lok den Vorsprung der Suhler in der Tabelle wenn schon nicht
verkürzen so doch wenigstens gleich halten. Der zweite Tabellenplatz
ist der Lohn.
Die zweite Mannschaft konnte ihre letzten Höhenflüge leider
nicht fortsetzen. Bei Suhl III unterlag sie knapp und
unglücklich mit 4,5 : 3,5. Fast wäre hier sogar der Sprung
an die Tabellenspitze möglich gewesen.
Peter Lehmann