Schach, 2. Spieltag
Landesklasse West: SG Barchfeld/Breitungen I - ESV
Lok Meiningen I 5,5 : 2,5
Bezirksklasse Süd: SV Hohe
Rhön Frankenheim - ESV Lok Meiningen II 1:7
SG Barchfeld/Breitungen III - ESV Lok Meiningen III 6:2
Mit gespannter Erwartung reisten die Meininger zu ihrem ersten
Auswärtsspiel der Saison nach Breitungen. Trotz der Konstellation
Absteiger aus der Thüringenliga gegen Aufsteiger aus der
Bezirksliga rechnete man sich durchaus Chancen aus, in der Begegnung
bestehen zu können. Hatten doch die Breitunger mit Roberto
Rohmeiß ihr starkes 2. Brett eingebüßt und die
Meininger mit ihrem Großmeister Thomas Pähtz deutlich an
Spielstärke gewonnen. Somit hoffte man auf ein Duell in
Augenhöhe mit besonderem Augenmerk auf das Spitzenbrett. Als
Gegenspieler für Großmeister Pähtz stand der einzige
Südthüringer internationale Titelträger, FIDE-Meister
(FM) Matthias Hausknecht auf dem Programm. Mit ihren Deutschen
Wertungszahlen von über 2400 gegen 2200 Punkten würde ein
derartiges Duell durchaus Bundesligaansprüchen genügen. Umso
schöner für den Schachsport hierzulande, ein derartiges Match
in den niederen thüringer Gefilden genießen zu können.
Erwartungsgemäß startete das Match relativ
unspektakulär, wobei eine schnelle Entscheidung bei Spielern
dieser Leistungsstärke eh relativ selten zu beobachten ist.
Pähtz baute langsam Druck auf, Hausknecht verteidigte solide.
Dafür ging es an Brett 2 bei Webel gleich hoch her. Sein
erfahrener Gegner verließ frühzeitig die bekannten
Eröffnungsgefilde und konnte Webel in eine scheinbar harmlose,
jedoch mit Tücken verbundene Variante locken. Ein vernichtender
Angriff über das Zentrum wurde so unterschätzt und nicht
korrekt gekontert. Die schnelle und heftige Niederlage dürfte bei
Webel nachhaltigen Lerneffekt erwirken, so dass eine Wiederholung nicht
mehr vorkommen sollte. Fast zeitgleich erwischte es auch Kunath (Brett
5). Ach hier entwickelte sich das Spiel schon aus der Eröffnung
heraus sehr ungünstig für den Meininger. Nach einem kurzen,
heftigen Mittelspiel stand auch hier schon frühzeitig das Resultat
fest. Kunath musste in verlorener Stellung aufgeben. Kurz zuvor hatte
bereits Jörges (6) seine Partie remis geben müssen.
Angesichts des sehr guten Verlaufes für seine Mannschaft war es
dem Gegner von Jörges gelungen, die meisten Figuren abzutauschen
und so den halben Punkt zu sichern. Bei Lehmann (3), Rößner
(4), Grube (7) und von Otte (8) konnte noch keine Partei einen
nennenswerten Vorteil verbuchen.
Somit war die Mittagsbilanz alles andere als hoffnungsvoll. Auch von
Otte gelang es nicht, eine gewinnfähige Stellung aufs Brett zu
zaubern. Zu umsichtig war die Verteidigung seines Kontrahenten. Leichte
aufkeimende Hoffnungen, wie das Erreichen eines kleinen
Stellungsvorteil durch Pähtz und der sich steigernde Grube mit
Gewinnaussichten wurden schnell im Keim erstickt, als Rößner
in einen verheerenden Gegenangriff geriet und kapitulieren musste.
Damit stand es 4:1 für die Gastgeber und nur drei Siege in Folge
noch einen Mannschaftspunkt retten hätte können. Als Grube
dann den ersten vollen Zähler verbuchte, hoffte man zwar noch auf
Meininger Seite, jedoch deutete sich da schon an, dass es sich hier
mehr um Ergebniskorrektur anstatt eine Aufholjagd handelte. Lehmann
hatte angesichts der Notwendigkeit eines Sieges das Risiko in relativ
ausgeglichener Stellung erhöht und mit dem f-Bauern eine zweite
Linie geöffnet. Bedingt durch die sehr offene Struktur und der
Ballung der Schwerfiguren im Zentrum boten sich seinem Breitunger
Kontrahenten, einem aufstrebenden Jugendspieler natürlich
Konterchancen. Somit entwickelte sich aus dem anfangs recht ruhigen
Spiel ein heftiges Gefecht, in dem Lehmann den Verlust eines Bauern
verzeichnen musste. Aufgrund seiner Erfahrung gelang es ihm jedoch, ein
nicht mehr rettbares Endspiel zu vermeiden.
Währenddessen bahnte sich am Spitzenbrett die Überraschung
an. Pähtz hatte zwar Stellungsvorteile erringen können, aber
aufgrund der Komplexizität der Stellung viel Zeit verbraucht.
Zusätzlich machten sich ein längerer Auslandsaufenthalt bis
zum Vortag und eine kräftige Erkältung bemerkbar, so dass
Pähtz kurz vor der Zeitkontrolle nicht die optimalen Züge
fand. Die nutzte sein Hausknecht natürlich sofort aus. Es gelang
ihm, das Spiel zu drehen und den Sieg zu sichern. Den Schlusspunkt
setzte dann Lehmann. Durch geschickten Abtausch konnte er die Partie
ins Remis abwickeln und wenigstens noch einen halben Punkt zum
Endresultat beisteuern.
Nunmehr gilt es für die Meininger, die doch heftige Niederlage zu
verdauen und selbstbewusst nach vorne zu schauen. Mit Ruhla kommt als
nächstes wieder ein dicker Brocken nach Meiningen.
Viel Freude dagegen gab es, als das Resultat der II. Mannschaft bekannt
wurde. In Bestbesetzung waren die Meininger in die hohe Rhön nach
Frankenheim gefahren. Wie bei einem verfrühten Schneesturm wurden
dort die Gastgeber förmlich vom Brett gefegt. Mit sechs Siegen
(Weiß, Latka, Schmidt, Grube, Hartmann, Seifert) und zwei Remisen
(Hocke, Grundei) konnte ein furioses 7:1 besiegelt werden. Der Lohn ist
der aktuelle erste Platz in der Tabelle.
Die III. Mannschaft hatte ihre Kollegen von der ersten nach Breitungen
begleitet. Vier Remisen standen ebenso vier Niederlagen gegenüber.
Die Partien waren zwar durchweg spannend, die leise Hoffnung auf ein
knapperes Resultat hatte sich jedoch nicht erfüllt.