Schach: Saison 2009/10, Spieltag 5
Bezirksliga Süd : SG Barchfeld/Breitungen II - ESV Lok Meiningen
II 5 : 3
Bezirksklasse Süd: SG Barchfeld/Breitungen II - ESV Lok Meiningen
III 6 : 2
Landesklasse
West: Ein wichtiger
Prüfstein für die Meininger stand am 5. Spieltag auf
dem Programm. Nach dem bisher äußerst unglücklichen
Saisonverlauf galt es, den
Absturz auf einen Abstiegsplatz zu verhindern. Keine leichte Aufgabe,
im
Vorjahr reichte es in Gotha nur zu einem knappen Sieg. Erschwerend kam
hinzu,
dass mit Rößner ein Stammspieler den Verein mitten in der
Saison verlassen hat
und infolgedessen ersetzt werden musste. Die Abteilungsleitung
entschied sich,
neben Hocke am Brett 7 mit Jannik Webel einen zweiten Jugendlichen die
Chance
zu geben, sich in Thüringens zweithöchster Spielklasse zu
bewähren. Und dieser
Einsatz begann für Webel sogleich mit einem kleinen Schock. Mit
dem seltenen
Eröffnungszug des so genannten Orang-Utan-Gambits, bei dem der
b-Bauer gleich
zu Beginn per Doppelschritt ins Feld geführt wird, versuchte der
Gothaer,
gleich zu Partiebeginn aus der Unerfahrenheit des Jungen Kapital zu
schlagen.
Doch dieser reagierte besonnen, überdachte sorgfältig seinen
Antwortzug und
investierte nahezu eine viertel Stunde Bedenkzeit. Auch als der Bauer
dann
geopfert wurde, bewahrte Webel die Ruhe und machte das einzig Richtige,
sich
selbst ordnungsgemäß zu entwickeln und den König per
Rochade in Sicherheit zu
bringen. Großmeister Pähtz (1) hatte derweil mit Rockstuhl
einen wertzahlmäßig
nicht übermäßig hoch dotierten Gegner vor sich, der
allerdings den Ruf genießt,
gegen außergewöhnliche Gegner auch des Öfteren
außergewöhnliche Leistungen zu
vollbringen. So war denn auch das Mittelspiel erreicht, ohne dass
Pähtz einen
nennenswerten Vorteil erringen konnte, so klug agierte sein
Gegenüber. Webel
sen. (2) wollte wie sein Sohn den Schwung aus dem äußerst
positiv verlaufenen
Turnier in Erfurt in die Serie übernehmen. Allerdings hatte er es
mit dem
höchstdotierten Spieler der Gastgeber zu tun. Es gelang Webel, die
Eröffnungsphase trotz enormen Drucks des Anziehenden gut zu
überstehen. Von
Otte (3) hatte natürlich vor, seine bisher weiße Weste zu
behalten und wieder
zu gewinnen. Allerdings war die Tatsache der bis dato hervorragenden
Saison von
Ottes auch seinem Gegner nicht entgangen. Er agierte äußerst
vorsichtig, um die
Partie möglichst geschlossen zu halten. Lehmann (4) hatte es mit
einem
erfahrenen Mannschafts- und Fernschachspieler zu tun. In der Vermutung,
dass
sich dieser gut auf Lehmann vorbereitet hatte (was dieser später
auf Nachfrage
auch bestätigte), spielte Lehmann eine seltenere Variante der
französischen
Verteidigung, auch wenn hier die Gefahr bestand, dass der Gothaer die
Theorie
besser als Lehmann beherrschen könnte. Genau so war es auch,
Lehmann hatte
frühzeitig kräftige Angriffsversuche auszuhalten. Grube (5)
begann sein Spiel
nach den letzten nicht so positiv verlaufenen Partien wohl etwas zu
vorsichtig,
auch er hatte recht bald die Verteidigung als Mittel der Wahl entdeckt.
Jörges
(6) baute sich ebenso wie sein Gegenüber solide auf, lehnte aber
das frühe Remisangebot
des Gastgebers ab.
Dieser in Summe nicht
optimale Start gipfelte darin, dass Hocke (7) im Duell der Jugend in
komplizierter Mittelspielstellung fehlgriff und frühzeitig
kapitulieren musste.
Eine Stunde später war bei GM
Pähtz noch immer kein Vorteil in Sicht. Lehmann und Grube standen
weiterhin
unter Druck. Der nächste Schlag gegen die Meininger kam, als Webel
sen. beim
Versuch, die Stellung zu vereinfachen, eine Qualität (Turmverlust
gegen Gewinn
einer Leichtfigur) einbüßte und damit sein
Verteidigungsgebilde zusammenbrach. Webel
musste aufgeben und damit sah es für die Meininger recht finster
aus. Den
ersten Lichtblick setzte aber der junge Webel, der die Familienehre
rettete. Er
hatte den vom Gegner geopferten Bauern klug verteidigt, sich im
Mittelspiel
hervorragend positioniert und ärgerte den Gothaer mit kleinen
Nadelstichen so
sehr, dass dieser entnervt Remis bot. Webel akzeptierte aufgrund der
schlechteren Bedenkzeit, obwohl er auf dem Brett mittlerweile sogar ein
leichtes Übergewicht erreicht hatte. Natürlich waren seine
Mannschaftskameraden
ob des unerwarteten halben Punktes sehr erfreut. Den zweiten Lichtblick
konnte
Jörges setzen. Als in ausgeglichener Stellung der Gothaer einen
Augenblick
unaufmerksam war, ergriff Jörges couragiert seine Chance und
konnte die Partie
für sich entscheiden. Zwischenstand nunmehr nur noch 2,5:1,5
für die Gastgeber.
Um die Mittagszeit
löste sich
eine weitere Sorge auf. Grube hatte seine Defensive tapfer verteidigt,
so dass
sein Gegenüber irgendwann kein Risiko mehr eingehen wollte, und
Remis bot.
Kurze Zeit später musste allerdings von Otte ebenfalls in den
Friedensschluss
einwilligen, so dass Gotha beim Zwischenstand von 3,5:2,5 nur noch ein
Punkt
zum vollkommenen Glück fehlte. Angesichts dessen, dass Pähtz
bei nunmehr schon
ziemlich gelichtetem Brett auf seine Chance mehr warten musste, als
dass er sie
sich diese erspielen konnte, musste Lehmann, der zwischenzeitlich
tatsächlich
eine ausgeglichene Stellung erreicht hatte, nunmehr wieder mehrmals mit
dem Feuer
spielen, um im Falle des Falles (Pähtz findet keinen Gewinnweg)
mit einem
Verzweiflungsangriff das Unmögliche doch noch möglich machen
zu können. Dabei
war es unbedingt notwendig, keine Schwerfiguren (Dame und Turm) mehr zu
tauschen, was allerdings dazu führte, dass der Gothaer erneut
starken Angriff
erhielt. Glücklicherweise gelang es Lehmann dann, sich um den
Preis des
Damentausches aus der Umklammerung zu lösen und wiederum eine
ziemlich
ausgeglichene Stellung zu erreichen. Dabei hatte er auch immer ein Auge
auf die
Partie von Pähtz zu halten, um im richtigen Moment das Risiko
wieder
herunterschrauben zu können. Und tatsächlich, wieder einmal
sollte sich der
Unterschied zwischen einem Großmeister und einem
„Normalsterblichen“ zeigen. Nach
über fünf Stunden Gesamtspielzeit und nahezu vollständig
verbrauchter eigener
Bedenkzeit (am Ende waren gerade mal noch 5 Minuten auf der Uhr),
gelang es
Pähtz, mit den letzten verbliebenen Springern die entscheidende
Verteidigungsfigur abzutauschen und in ein gewonnenes Turmendspiel
abzuwickeln.
Das war das Signal für Lehmann, endlich auf Remiskurs zu gehen,
was sein Gegner
sichtlich unzufrieden letztendlich akzeptieren musste.
Nachdem Pähtz
schließlich
seinen Vorteil realisierte, war die hochgradig spannende Begegnung
beendet. Das
ausgeglichene Endergebnis von 4:4 kann zwar nicht ganz zufrieden
stellen, aber
angesichts der Aufstellung und der fast zweistündigen Anreise
durch ein
wunderbar verschneites Thüringen kann das Unentschieden nicht als
kompletter
Misserfolg gewertet werden.
Bezirksklasse
Süd: Angesichts der
großen Ausfälle bei den ersten beiden Mannschaften war
klar, dass an einen Mannschaftspunkt nicht zu denken war. Dafür
durften auch
die Jüngsten mit ran, einmal die raue Luft einer Erwachsenenliga
zu spüren.
Dass neben den beiden Erwachsenen Becker und Grundei dabei auch der
elfjährige
Konrad Izdebski und der neunjährige Gustav Kühn jeweils Remis
erreichten, ist
mehr, als die Meininger erwarten konnten. Das Ergebnis von 2:6 ist
somit
besser, als zu erwarten war.