Schach: Saison 2012/13, Spieltag 1
Landesklasse West: ESV Lok Meiningen I SC Suhl I 4 : 4
Bezirksklasse Süd: ESV Lok Meiningen II- SV
Wartburgstadt Eisenach III 7,5 : 0,5
Kreisliga Süd: ESV Lok Meiningen III
- spielfrei
Mit nur einer
Personalveränderung geht der ESV Lok Meiningen in die neue
Saison. Mit dem
Neuzugang von Dr. Christoph Hänisch hat die zweite Mannschaft
einen Spieler
hinzugewinnen können, der nicht nur eine sofortige
Qualitätssteigerung
bedeutet, sondern mittelfristig durchaus ein Potential
entwickeln könnte, die
erste Mannschaft zu bereichern.
Landesklasse West: Die Stammaufstellung und damit das Konzept, der
Jugend das Vertrauen
auszusprechen, wurde gegenüber der erfolgreichen Vorsaison
beibehalten. Die
bemerkenswerteste Veränderung hierbei ist der dauerhafte
Einsatz von Sebastian
Hocke am 1. Brett. Der zweimalige Teilnehmer an der Deutschen
Jugendmeisterschaft ist damit das mit Abstand jüngste
Spitzenbrett in
Thüringens zweithöchster Spielklasse. Mit Richard Scheftlein
an Brett 5 wird
eine weitere Nachwuchskraft in die Stammaufstellung
integriert, nachdem er in
der Vorsaison schon dauerhaft stabile Leistungen nachweisen
konnte. In Runde 1
stellte sich mit dem Absteiger aus der Thüringenliga, dem SC
Suhl, ausgerechnet
die stärkste Südthüringer Mannschaft in Meinigen vor. Ein
ausgezeichneter
Prüfstein, wollen die Meininger Suhl doch langfristig als
Nummer 1 jenseits des
Rennsteiges ablösen. Im Duell Erfahrung gegen Jugend stellten
die Suhler
natürlich noch den großen Favoriten dar, viele Jahre in
Thüringens höchster
Spielklasse sprechen hier Bände. Erfreulicherweise erwiesen
sich die Gerüchte,
dass die Mannschaft nach dem Abstieg quasi auseinandergefallen
sei, als unwahr.
Es sind schon zu viele Schachvereine in den letzten 20 Jahren
von der Landkarte
verschwunden.
Suhl dagegen
trat in voller
Montur ohne jeden Abgang in Meiningen an. Umso erstaunlicher
und für die
Theaterstädter auch erfreulicher sollte die Begegnung trotz
der Unterschiede in
der nominellen Leistungsstärke tatsächlich ein Duell auf
Augenhöhe werden. Zwei
frühzeitige strategische Remisangebote
der Meininger
durch Lehmann (Brett 2) und von Otte (4) wurden von Suhlern
akzeptiert, die
Suhler Favoritenrolle war zumindest in diesen beiden
Begegnungen hinfällig.
Allerdings sollten diese beiden Begegnungen die einzigen
bleiben, die ohne
große Dramatik endeten. Recht bald hoch her ging es am 1.
Brett, wo der Suhler
Spitzenspieler Recknagel versuchte, Hocke frühzeitig aus der
Eröffnungstheorie
zu bringen, um so mit seiner Erfahrung punkten zu können.
Mannschaftsleiter
Grube (3) zeigte gleich zu Beginn, dass er dem starken
Feld-Gerdes keineswegs
mit übergroßem Respekt begegnen wollte. Im Gegenteil, trotz
schwarzer Figuren
ging er aggressiv zu Werke, die Köpfe rauchten. Der 14-jährige
Scheftlein,
erstmals als Stammspieler an Brett 5, hatte mit dem erfahrenen
Stefan Koch eine
schwere Nuss zu knacken. Da dem Suhler Scheftleins
Qualitäten nicht verborgen geblieben waren, ging dieser sehr
vorsichtig zu
Werke, im Fußball würde man von einer Betonabwehr sprechen.
Weiß (7) war als
einziger Meininger nicht gegen einen nominell stärkeren
Spieler gesetzt, diesen
Vorteil demonstrierte er von Beginn an mit aggressivem
Spiel. Der dritte
Jugendliche im Bunde, Webel (8),
hatte die Aufgabe,
nichts anbrennen zu lassen. Dieser Vorgabe kam er mit einer
sauber geführten
Partie nach und brachte gegen Mittag den dritten halben Punkt
sicher nach
Hause. Während der ersten Zeitnotphase gab es den ersten
Rückschlag. Hocke
hatte sich tatsächlich in einer tollen Partie einen Stellungs-
und Raumvorteil
erarbeiten können. Angesichts einer sehr verwickelten Stellung
hatten beide
Parteien jedoch viel Zeit verbraucht. Im jugendlichen Elan,
die Partie auch
gewinnen zu wollen, übersah Hocke jedoch einen cleveren
Winkelzug des
routinierten Suhlers, geriet in ein Mattnetz und konnte so die
Früchte seiner
Arbeit nicht ernten. Unspektaktulärer
verlief die
Begegnung Scheftleins, beide
Gegner neutralisierten
sich. Die Partie endete folgerichtig im Remis. Dagegen hatte
Jörges in höchster
Zeitnot gegen einen Stellungsnachteil zu kämpfen. Doch von
einer
Vorentscheidung zugunsten Suhls konnte keine Rede sein. Grube
und Weiß
vollendeten ihre Arbeiten gegen inkonsequente Kontrahenten
nahezu im
Gleichschritt sicher und fuhren schöne Siege für die Gastgeber
ein. Nunmehr
hatten die Meininger schon einen Mannschaftspunkt sicher.
Nunmehr war es an
Jörges, sich noch irgendwie aus der Umklammerung zu befreien
und den Remishafen zu erreichen,
um die Sensation vollständig zu
machen. Doch ausgerechnet an diesem Tag hatte der Suhler Will
eine Sternstunde,
behielt eisern die Nerven und rettete sich nach fast sechs
Stunden ins Ziel und
seiner Mannschaft den Mannschaftspunkt.
Fazit des
Tages: erstmals
seit Jahrzehnten bewegten sich die Meininger Strategen auf
Augenhöhe mit den
einstmals übermächtigen Suhlern. Ein toller Ansporn für die
Saison und vor
allem der Nachweis, dass eine engagierte Nachwuchsarbeit
selbst scheinbar
zementierte Kräfteverhältnisse aufweichen kann.
Bezirksklasse Süd: Durch den unglücklichen Abstieg aus der Bezirksliga
sieht sich die
zweite Meininger Vertretung in der Favoritenrolle der
Bezirksklasse. Damit ist
sie quasi zum Aufstieg schon deshalb verdammt, damit die
Spieler auch wieder
möglichst starke Gegner bekommen, so dass der Abstand zur
ersten Mannschaft
nicht so groß ist. In Runde 1 konnte diese Favoritenrolle
gegen Eisenach III
auch überzeugend dargestellt werden. Lediglich ein halber
Punkt wurde beim
Kantersieg abgegeben. Sollten im Laufe der Saison keine nennenswerte
Spielausfälle zu verzeichnen sein, liegt die höchste Hürde bei
der Mannschaft
selbst. Kein Gegner darf unterschätzt und nur mit halber Kraft
bespielt werden,
um in möglichst jeder Partie der Favoritenrolle gerecht zu
werden.