Saison 2015/16, Spieltag 1
Landesklasse West: ESV Lok Meiningen I - SC Rochade Leinefelde 4,5 : 3,5
Bezirksliga Süd: ESV Lok Meiningen II
spielfrei
Eine
Zäsur bedeutete der Saisonstart für die Schachspieler des ESV Lok Meiningen.
Durch die Rückkehr zweier Leistungsträger in ihre Heimatvereine und den Rückzug
eines weiteren Spielers in den schachlichen Ruhestand
ist ein großer Aderlass zu verkraften. Während die Auswirkungen für die 1.
Mannschaft gerade noch so zu verkraften sind, wird die 2. Mannschaft in der
Bezirksliga neben ihren Verlusten auch noch die stärksten Kräfte nach oben
abgeben müssen. Damit steht die Bezirksligamannschaft vor der Herausforderung,
mit einer Mischung aus alten Haudegen und jüngeren Nachwuchskräften die Saison
zu bestehen. Die dritte Mannschaft (Kreisliga) entfällt vorerst komplett.
Landesklasse West: Gegen den Gegner
Leinefelde tat sich der ESV in der Vergangenheit immer schwer. Der letzte
Erfolg lag schon fünf Jahre zurück. Dennoch hegten die Meininger die Hoffnung,
fast in Bestbesetzung antretend (lediglich Holland-Cunz
fehlte urlaubsbedingt), die wichtigen Punkte zum Saisonstart in der
Theaterstadt halten zu können. Der Qualität des Gegners angemessen, begannen
die Meininger in der Eröffnung komplett sehr solide. Doch auch die Kontrahenten
aus dem Eichsfeld verfielen nicht in Übermut und agierten mit kompakten
Eröffnungen.
Nach
über einer Stunde Spielzeit war damit noch keinerlei Vorteil für irgendeine
Seite zu verzeichnen. Lediglich der hohe Bedenkzeitverbrauch
an gleich mehreren Brettern ließ die Vermutung aufkeimen, dass im Laufe des
Tages wohl gleich mehrere Zeitnotdramen möglich sein könnten. Gegen 10.30 Uhr,
also nach ca. 1,5 Stunden absolvierter Spielzeit, gab es den ersten Weckruf.
Lehmann (Brett 4) hatte die Entwicklung seiner Leichtfiguren schon fast
vollendet und mit der kurzen Rochade seinen König in Sicherheit gebracht. Nun
kam sein Gegner auf den Gedanken, mit der langen Rochade also auf die andere
Seite des Brettes Aktivität zu generieren. Die gegensätzlichen Rochaden sind
für jeden Schachspieler stets das Signal, dass schachliche
Feinheiten für die nächste Zeit nicht das Mittel der Wahl sind. Dann heißt es,
wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Auf das Schachbrett übertragen, bedeutet dies,
dass derjenige, der zuerst die gegnerische Königsstellung zertrümmert, als
Sieger vom Brett geht. Dementsprechend begann Lehmann umgehend, mit seinen
Bauern am Damenflügel auf die feindliche Festung zu marschieren. Inzwischen gab
es auch schon die ersten Entscheidungen. Sowohl Latka
(6) als auch Rosenberg (7) einigten sich in ausgeglichenen Stellungen mit ihrem
Gegner auf Remis. Und mit dem Ende dieser Partien endeten auch sämtliche
Friedensaktivitäten, die Spannung an allen Brettern zog merklich an. Hocke (1)
und Scheftlein (2) hatten mit ideenreichen Zügen die
Stellung aus dem Gleichgewicht gebracht, es ergaben sich Chancen auf Angriff.
Grube (3) dagegen stand sehr passiv und eingeengt. Jörges
(4) hatte eine Schwäche im gegnerischen Königslager ausgemacht und opferte
kurzerhand eine Leichtfigur, um damit einen Mattangriff in Gang zu setzen.
Lediglich bei Webel
(8) schien das Gleichgewicht noch zu halten. Er hoffte aber, im Endspiel die
bessere Figur zu machen und lehnte ein Remisangebot
des Gegners ab.
Inzwischen
war es Lehmann tatsächlich gelungen, seinen Angriff zu forcieren. Bauern der
gegnerischen Festung wurden getauscht, es öffnete sich Platz für die Türme. Nach
einem Springeropfer und dem Tausch beider Türme gegen die Dame waren sämtliche
Verteidiger vernichtet, Lehmanns Dame drang mit tödlichem Schach ein und zwang
so den Gegner zur Aufgabe. Ein prächtiger Auftakt. Nicht viel schlechter lief
es bei Scheftlein. Er hatte mittlerweile mit guten
Manövern einiges an Material gewonnen und musste nur noch vor Fallen und Finten
achtgeben. Gegen 13.00 Uhr war es dann soweit, der Gegner kapitulierte. Kurz
danach konnte auch Webel gute Kunde bringen. Sein
Plan war aufgegangen, er konnte im Endspiel ungenaue gegnerische Züge zum Sieg
nutzen. Damit stand es 4:1, nur noch ein Remis war notwendig, um den
Mannschaftssieg zu sichern.
Doch
gerade jetzt stand das von den Gastgebern so ersehnte Ergebnis noch in den
Sternen, da sich alle noch laufenden Partien in der Zeitnotphase befanden, in
der jeweils gleich beide Spieler nur noch wenige Minuten für fast 10 Züge übrig
hatten.
Grube
hatte die schlechtesten Karten, ihm fehlten bereits einige Figuren. Jörges hatte seinen Angriff nicht final beenden können,
kämpfte aber tapfer mit den letzten drei Leichtfiguren und der Dame, um
vielleicht doch noch das Matt zu erzwingen. In aller Ruhe spielte nur noch
Hocke, der seine vorteilhafte Stellung unbedingt gewinnen wollte. Zu ruhig,
befanden die Meininger Beobachter, tickte doch auf Hockes
Uhr Sekunde um Sekunde im Count down ab. Schließlich war nur noch der 40. Zug
zu absolvieren, nachdem es eine weitere Stunde Bedenkzeit für beide obendrauf
gibt. Hocke grübelte und wog ab, komplett in die Stellung vertieft. Und
tatsächlich, sprichwörtlich in der letzten Sekunde, zog er doch noch und
vermied so die Niederlage nach Zeit. Allerdings saß der Schreck so tief, dass
er direkt danach seine letzte angegriffene Leichtfigur einfach stehen ließ und
damit einbüßte. Doch glücklicherweise konnte er den einzigen noch verbliebenen
Bauern des Gegners abtauschen und so wenigstens noch das so wichtige Remis
sichern. Damit war der nicht mehr abzuwendende Verlust der letzten beiden
Partien von Grube und Jörges nicht mehr wichtig, die
Mannschaftspunkte waren in der dramatischen Begegnung gesichert. Letzterer
wurde zudem noch mit dem schönen Gefühl getröstet, dass vier seiner ehemaligen
Schützlinge die Hälfte der Meininger Punkte erzielt hatten.
In
der nächsten Runde geht im Derby gegen Trusetal, wo
der nächste wichtige Schritt zum Klassenerhalt gegangen werden kann.