Durch eine starke und konzentrierte Mannschaftsleistung gelang den Spielern
des ESV Lok Meiningen ein in dieser Höhe kaum erwarteter 6,5:1,5 Erfolg
gegen den SV Wacker Steinheid.
Beide Mannschaften boten ihre Bestbesetzung auf und so konnte man auch
auf Grund der Resultate aus den vergangenen Jahren einen knappen und spannenden
Spielverlauf erwarten.
Peter Lehmann hatte es am Spitzenbrett mit einem der stärksten
Spieler Südthüringens zu tun: Wolfgang Richter. Dieser wählte
Königsindisch im Anzug als Eröffnung aus. Doch damit hatte Lehmann
keine Probleme, im Gegenteil, Richter unterlief im 13. Zug gar ein Fehler,
der ihn einen Bauern kostete. Aus Respekt vor der Spielstärke des
Gegners und im Interesse der Mannschaft nahm Lehmann dann ein Remisangebot
des Steinheiders an, obwohl das Weiterspielen sehr verlockend war. Die
Theaterstädter konnten nun dem weiteren Spielverlauf etwas gelassener
entgegensehen. Walter Friedrich (Brett 7) verstand es, ein ausgeglichenes
Mittelspiel zu erreichen, in dem sich sehr bald herausstellen sollte, wer
die Kunst des Lavierens besser versteht. Der Steinheider wurde ungeduldig
und glaubte, diese Phase des Spiels zu seinen Gunsten beenden zu können.
Doch Friedrich bewahrte kühlen Kopf, gewann dabei Material und somit
auch die Partie. Axel Lehmann (5) spielte die Eröffnung ungewöhnlich
passiv. Seinem Gegner gelang es aber nicht, dies auszunutzen, so daß
Lehmann die Partie nach und nach ausgleichen konnte. Als der Steinheider
dann sogar einen ganzen Bauern einstellte und Lehmann ihm später einen
Läufer ´abklemmen´ konnte, reichte dieser Vorteil zum
baldigen Sieg. Uwe Rößner (4) hatte eigentlich schon eine Figur
gegen 2 Bauern gewonnen, doch ihm unterlief ein ungenauer Zug und plötzlich
stand er mit einem Bauern weniger da. Das Läuferpaar und die offene
Stellung sicherte aber gutes Gegenspiel, so daß er auch folgerichtig
2 Remisangebote ablehnte. In Zeitnot verlor sein Gegner endgültig
die Übersicht und Rößner gewann. Vera Latka (6) mußte
sich mit der Tarrasch-Variante im Französischen auseinandersetzen.
Jedoch schien ihr Gegner nicht sonderlich fit in der Eröffnungstheorie
zu sein, denn nach und nach baute sich Latka eine sehr gute Stellung auf.
Schon bald hatte sie 2 Bauern mehr und mit diesem Vorteil hatte ihr Gegner
keine Chance mehr. Die Meininger hatten jetzt bereits 4,5 Punkte errungen
und das Spiel gewonnen, der Rest der Mannschaft konnte dadurch befreit
aufspielen. Heinz Tolksdorf (8) wählte wie so oft eine scharfe Variante
des Sizilianers, in der er einen Bauern opferte. Sein Gegner konnte dann
jedoch seine ´Freßlust´ zügeln, so daß Tolksdorf
nicht wie gewünscht in Vorteil kam. In eigentlich verlorener Stellung
zeigte er dann jedoch, daß durch Aufgeben noch keine Partie gewonnen
wurde. Er kämpfte tapfer weiter und einigte sich später mit seinem
Gegner in leicht schlechterer Stellung auf Remis. Frank Jörges (2)
gewann durch kluges und umsichtiges Spiel relativ schnell einen Bauern.
Diesen Vorteil hielt er bis ins späte Endspiel fest und fuhr sicher
und souverän den ganzen Punkt ein. Jan Grube (3) erreichte schon relativ
früh ein Läuferendspiel mit jeweils 5 Bauern. Offensichtlich
durch das gute Mannschaftsergebnis motiviert, wollte er seine Partie unbedingt
gewinnen. Doch der Steinheider ließ nicht mehr zu. In einem eher
langweiligen Geschiebe einigte man sich in diesem Marathonmatch nach 93
Zügen und fast 6 Stunden Spielzeit endlich auf ein Remis.
Der Sieg der Meininger war verdient, fiel aber dennoch etwas zu hoch
aus. Die Theaterstädter scheinen in diesem Jahr eine gute und schlagkräftige
Mannschaft zusammenzuhaben. Wenn man die Erfolge nicht überbewertet
und auf dem Boden der Realität bleibt, könnte man im Kampf um
den Staffelsieg durchaus ein gewichtiges Wörtchen mitreden.
Uwe Rößner