8. Meininger Schnellschachturnier

Das 8. Schnellturnier um den Pokal des Bürgermeister anlässlich des Stadtfestes fand erstmals im neuen Stammlokal „Galileo“ der Schachspieler des ESV Lok statt. Unter guter Betreuung durch den Inhaber Thomas Weiß und seiner Mitarbeiter stritten sich dieses Mal 26 Schachspieler aus dem Südthüringer Raum. Schmerzhaft vermisst wurden nur die Stammgäste aus der Partnerstadt Obertshausen, die dieses Mal leider nicht kommen konnten. Als kleiner Trost ergab sich, dass dieses Mal die Pokale sicher in der Region bleiben würden. Als Favoriten gingen Thomas Meyer aus Vacha, der Neumeininger Wilhelm von Otte und André Eichelmann aus Suhl ins Rennen. Natürlich wollten auch die Meininger Jörges, Welsch und Lehmann ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Die ersten Runden verliefen ohne nennenswerte Überraschungen. Meist setzten sich die Favoriten gekonnt, manches Mal aber auch mit einer guten Portion Glück, durch. Bemerkenswert war nur der schöne Sieg von Welsch gegen Eichelmann. Richtig spannend wurde es ab Runde 4, als die Auslosung die ersten Partien zwischen den Führenden des mittlerweile sortierten Feldes ergab. So konnte sich von Otte gegen Jörges durchsetzen, während es für Welsch gegen einen sehr stark aufspielenden Thomas Lesser aus Schmalkalden nur zum Remis reichte. Lehmann gelang ein blitzsauberer Sieg gegen Meyer, der sich damit aus dem Titelrennen verabschiedete. Erfreuliches dagegen konnte man an den Brettern beobachteten, an denen sich drei teilnehmende Nachwuchsspieler der Meininger, Sebastian Hocke (12 Jahre), Jannik Webel (11 Jahre) und Erik Rosenberg (10 Jahre) tummelten. Waren sie in den letzten Jahren oftmals noch überfordert, hatten dieses Mal ihre gestandenen, langjährig in vielen Turnieren erprobten Gegner so manche harte Nuss zu knacken. Beispielsweise beschäftigte sich ein Spieler aus Benshausen  gleich zu Beginn der Partie mit der Jagd nach einem Läufer. Doch nach nur sechs Zügen durfte er entsetzt seinen durch Hocke einfach mitten auf dem Brett mattgesetzten König betrachten. Anschließend ging es in die Mittagspause, in der sich nahezu alle Teilnehmer eine gute Portion frisch zubereiteter Hütes mit Gulasch genehmigten. Und wie immer nach einem ausgiebigen Mal hatten auch in diesem Jahr diverse Spieler kleine Probleme beim Umschalten von Verdauung auf Wettkampf. So zog Lehmann bereits in der Eröffnungsphase einen seiner Springer auf ein unkorrektes Feld. Normalerweise kein großes Problem, aber in der gewählten Variante eine absolute Katastrophe, die unweigerlich einen starken Königsangriff seines Gegners Lesser provozierte. Lehmann probierte alles, kam auch noch zu Gegenspiel, doch es reichte nicht mehr. Nicht viel besser erging es Welsch, der in der zweiten Paarung Meiningen-Schmalkalden ebenso gegen Alexander Bamberg den Kürzeren zog. Somit griff Lesser, der mit unspektakulärem, aber sicherem und souveränem Spiel aus den ersten 5 Partien gleich 4,5 Punkte holte, schon jetzt nach dem Turniersieg. Sein Mannschaftskollege Bamberg mit 4 Punkten stellte den gefährlichsten Verfolger, bevor eine ganze Reihe von Spielern mit 3,5 Zählern immerhin noch träumen durften.

Doch die Träume sollten nur kurz währen. Lesser ließ auch Eichelmann locker abtreten, um nahezu uneinholbar in Front zu ziehen. Mit Siegen von Welsch gegen Altmeister Müller und Lehmann, der Bamberg von Platz 2 verdrängte, hatten immerhin noch zwei Spieler etwas Hoffnung, den Spitzenreiter noch abzufangen. Diesem hätte schon ein Remis in der Schlussrunde gegen Jörges gereicht, uneinholbar in Front zu ziehen. Doch Jörges tat alles, um seinen Vereinskameraden die Chance auf den Sieg und sich selbst vielleicht noch einen Pokal zu sichern. Und tatsächlich, im Spiel der Nerven behielt er die Oberhand und fügte Lesser die einzige Niederlage im Turnier zu. So hatten Welsch und Lehmann im direkten Duell die Gelegenheit, mit einem Sieg gleichzuziehen. So verlief dann auch die Partie. In einem kompromisslosen Spiel wurde beidseitig volles Risiko gegangen. Lehmann überzog etwas und musste die Dame gegen Läufer und Turm geben. Diese Figurenkonstellation lässt meistens beiden Seiten interessante Chancen. So auch hier. Durch die Fülle der sich ergebenden Möglichkeiten und der gnadenlos tickenden Uhr konnte keiner der beiden Kontrahenten entscheidenden Vorteil erringen. So war schließlich letztendlich Lehmann der Glücklichere. Er hatte sich seine Zeit etwas besser eingeteilt, so dass das Blättchen von Welsch letztendlich fiel. Somit beendeten Lesser und Lehmann das Turnier punktgleich mit 5,5 Punkten. Durch die konstantere Leistung hatte Lesser jedoch mit seiner guten Feinwertung (Summe aller durch die Gegner erreichten Punkte) die Nase knapp, aber verdient vorn. Die Turniersieger bekamen ihre Pokale aus den Händen der Hütesholle, die diese schöne Aufgabe Jahr allein durchführen musste. Die Unterstützung des Bürgermeisters fiel aus. Er war irgendwo im Festgeschehen verschollen. Die charmante Souveränität, mit der sie das tat, konnte die drei (männlichen) Preisträger durchaus trösten.

Bemerkenswerte Leistungen können auch noch Nachwuchsspieler Hocke, der mit 4 Punkten erstmals die 50-%-Grenze knackte und dem aktuell inaktiven Wasunger Rolf Semisch mit 4,5 Punkten attestiert werden. Ebenso aufmerksam registrierten die Verantwortlichen auch das Auftreten des einzigen „Exoten“ im Feld. Der ebenfalls beim ESV Lok aktive Thomas Wagner lässt normalerweise Tischtennisbälle statt Schachfiguren tanzen. Dass er für sein aktives, ideenreiches und mutiges Spiel dennoch nur einen Sieg erringen konnte, war nur der mangelnden Routine und der fehlenden Erfahrung mit der Uhr geschuldet. Eine Pflege dieses bemerkenswerten Talentes ist hier unbedingt anzuraten.

Rangliste: Stand nach der 7. Runde

Fortschrittstabelle: Stand nach der 7. Runde (nach Rangliste)

Kreuztabelle im Schweizer System nach der 7. Runde