10. Meininger Schnellschachturnier

Zum Jubiläum 2009 boten die Meininger Schachfreunde vom ESV Lok Meiningen ihren Gästen ein besonderes Schmankerl. Der Meininger Spitzenspieler, Großmeister Thomas Pähtz, hatte seine Teilnahme angekündigt. Somit hatten sieben engagierte Schachfreunde die Chance, mit dem Maestro höchstpersönlich die Klingen in einer Turnierpartie zu kreuzen. Dazu wurde mit dem Turniersaal im "Bombay" ein zentrumsnahes Spiellokal geboten. Beste Bedingungen eigentlich, die Rekordbeteiligung von 42 Spielern im Vorjahr zu überbieten. Doch bedingt durch parallele Schachveranstaltungen und die beginnende Ferien wurden es "nur" 36. Ein Drittel der Teilnehmer stellten die Gastgeber, davon 5 Nachwuchsspieler. Besonders für Letztere ist die traditionelle Spielzeit von 15 Minuten pro Spieler und Partie eine besondere Herausforderung. Weiterhin konnten auch zwei unorganisierte Meininger am Start begrüßt werden. Auch die Partnerstadt Obertshausen war mit 5 Spielern wieder würdig vertreten. Die Leistungsdichte des Feldes ließ ein spannendes Turnier erwarten - jenseits von Platz 1. Zu groß schien der leistungsbezogene Abstand zum Großmeister. Nach zwei Runden schien diese Überlegenheit auch schon ziemlich manifestiert. Ohne große Mühe wurde sicher gepunktet. Doch auch einige weitere Spieler hatten noch eine weiße Weste. Durch die besonderen Eigenschaften des vom Veranstalter angewandten Schweizer Systems treffen in den einzelnen Runden jeweils die Spieler aufeinander, welche die gleiche Anzahl von Punkten aufweisen. Somit wurde es in Runde 3 auch für Pähtz schwieriger. Mit Thomas Meyer aus Vacha traf er auf einen Spieler, der besonders in dem gespielten Zeitlimit oftmals mit außergewöhnlichen Leistungen aufwartet. So auch dieses Mal. Trotz schwarzer Figuren ließ er sich nicht durch des Meisters Angriff einschüchtern, sondern suchte beherzt das Gegenspiel. Eine hochspannende Partie nahm ihren Lauf. Erst ein Figurenopfer des Favoriten brachte die Partie wieder in die erwartete Richtung, so dass letztendlich doch das von vornherein erwartete Resultat, ein Sieg von Pähtz, Realität wurde. Wie knapp der Verlauf dennoch war, zeigte der Zeitverbrauch beider Spieler. Keine 2 Minuten Restzeit war auf beiden Seiten verblieben. Nach dieser Runde hatte außer Pähtz nur noch der Eisenacher Minor die optimale Punktzahl von 3 Punkten vorzuweisen - Pähtz´s nächster Gegner stand damit fest. Dahinter lauerte die "Meute" mit 2,5 Punkten: der jugendliche Robin Jacobi aus Erfurt, Frank Döll aus Steinbach-Altersbach, der Meininger Senior Werner Kunath, der Obertshäuser Thorsten Müller aus Obertshausen und der Suhler Wolfgang Feld-Gerdes. Erhebliche Anlaufschwierigkeiten mit der ungewohnten Bedenkzeit hatten dagegen die Meininger Nachwuchsspieler. Sie zierten zunächst die hinteren Plätze.

In Runde 4 war der Turniersieg praktisch schon besiegelt. Pähtz rang in einer weiteren hervorragenden Partie den sehr starken Eisenacher Minor nieder, während von der gesamten Verfolgergruppe lediglich Feld-Gerdes einen vollen Punkt gegen den Nestor des Turniers, den Meininger Kunath, erringen konnte. Feld-Gerdes hätte nun einen Schwarzsieg am Spitzenbrett erzreichen müssen, um die eventuell doch noch die Sensation zu schaffen. Doch es gelang ihm nicht und Pähtz war sämtliche Verfolger so ziemlich los. Umso größer war das Gerangel um die weiteren Podestplätze. Wie so oft am Ende eines siebenrundigen Turnieres tauchen nunmehr Spieler auf, die sich anfangs die eine oder andere Niederlage eingehandelt hatten, aber mit langem Atem und einem guten Endspurt am Ende viele anfänglichen Hochflieger im Turniertableau nach hienten schieben. In diesem Falle drängte sich die nahezu komplette Schmalkalder Riege ins Rampenlicht. Zuerst sorgten zwei Gäste aus der Fachwerkstadt zu allgemeiner Belustigung bei der Masse der Teilnehmer und zu erheblichen Schweißtropfen bei den Turnierleitern Lehmann und Schmidt, indem sie bei der Verkündigung der Partien erst die falschen Plätze einnahmen und dann dort auch noch ihre Spiele absolvierten. Um den Turnierablauf nicht vollends durcheinander zu bringen, wurde auf Wertung der Ergebnisse entschieden, in der Hoffnung, später nicht die gespielten Konstellationen noch einmal auszulosen. Nach Turnierende ergaben zur Erleichterung der Turnierleitung die Recherchen im internationalen Regelwerk, dass diese Entscheidung als Spezialfall tatsächlich korrekt entschieden wurde. Doch auch sportlich trumpfen die Schmalkalder Spieler auf. Gleich ein Trio (Thomas Lesser, der frischgebackene Rentner Jochen Weigend und Alexander Bamberg) schlich sich mit zwei Siegen in den Schlussrunden auf die Plätze 2, 4 und 5. Besonders hervorzuheben hier Thomas Lesser, der Überraschungssieger vom Vorjahr. Mit 5,5 Punkten landete er erneut einen Paukenschlag, den ihm kaum einer zugetraut hatte. Offenbar ist Meiningen für ihn ein gutes Pflaster. Vielleicht war auch der Siegerkuss von der Hütesholle auch das treibende Elexier für die erneute gute Leistung, lästerte Lehmann später bei der Siegerehrung. Doch bevor Lesser zu dieser begehrten Ehrung nach vorn gerufen wurde, zollte die versammelte Spielergemeinde dem Meister die verdiente Achtung: Thomas Pähtz erhielt aus den Händen von Bürgermeister Kupietz den Pokal für einen blitzsauberen Durchmarsch - 7 Punkte aus 7 Partien. Platz 3 ging an den jungen Erfurter Jacobi. Alle Titelträger sowie der viertplatzierte Weigend bekamen von der Hütesholle Manuela König (deren endende Regentschaft auch von der Schachgemeinde mit Bedauern quittiert wurde) auch noch das Rezept der Meininger Leibspeise überreicht. Mit Zufriedenheit konnten die Meininger auch feststellen, dass sich auch ihre Nachwuchskräfte nach der Akklimatisierung in dieser Turnierform deutlich steigerten und sämtlichst punkteten. Besonders hervorzuheben sind hier Sebastian Hocke, der nach einem Start von 0,5 aus 3 Punkten gar noch die 50-%-Schwelle knackte und Richard Scheftlein, der mit 3 Zählern ebenfalls einige namhafte Konkurrenten hinter sich lassen konnte.

Besonderer Dank vom veranstaltenden Schachverein gilt der Stadt, die nicht nur das Turnier mit der Siegerehrung durch Bürgermeister und Hütesholle bereicherten, sondern auch noch anlässlich des Juiläumsturniers eine Spende für die Vereinskasse überreichten. Für die von Sponsoren und Zuschauereinnahmen nicht sehr verwöhnten Schachspieler eine wertvolle Unterstützung, um den mittlerweile auf Thüringer Ebene auftretenden Nachwuchs weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.

Rangliste: Stand nach der 7. Runde

Fortschrittstabelle: Stand nach der 7. Runde (nach Rangliste)

Kreuztabelle im Schweizer-Systemnach der 7. Runde