25. Meininger Schnellschachturnier

Jubiläumsturnier. 25 Jahre. Als im Jahr 2000 der ESV Lok Meiningen erstmals sein Schnellschachturnier ausgerichtet hatte, kam kaum Jemand auf die Idee, dass fast ein Vierteljahrhundert später noch immer ein Samstag im Juni für diese mittlerweile sehr etablierte Veranstaltung reserviert sein würde. Erfreulicherweise für die Gastgeber wurde auch in diesem Jahr das Turnier wieder als Thüringer Meisterschaft im Schnellschach ausgetragen.

Für das Jubiläumsjahr hatten sich die Gastgeber etwas Besonderes ausgedacht. Statt des üblichen Siegerpokals von der Stange sollte etwas Stattlicheres her. Ein Wanderpokal. Von einem lokalen Holzkünster hergestellt. Fündig wurde man schließlich beim Schmalkalder „Schnitzspecht“ Marcel Lesser. Turnierorganisator Lehmann ließ dem Kettensägenkünstler die volle Freiheit, eine schöne Schachfigur seiner Wahl zu kreieren. Das Ergebnis war beeindruckend. Ca. 70 cm hoch, ein König für den König des Turniers. Allerdings dürfte die Auswahl des Materials – massives Eichenholz – den stolzen Gewinner des Pokals nach der geistigen Anstrengung beim Turnier die körperliche Anstrengung beim Transport nach Hause folgen.

Ob es nun der neue Pokal, das Jubiläum oder der lockende Titel des Thüringer Schnellschachmeisters war, als fast pünktlich kurz nach 10.00 Uhr die ersten Figuren gezogen wurden, hatten genau 75 Teilnehmer den Kampf aufgenommen. Ein neuer Teilnehmerrekord zum Jubiläum!

Nicht nur die Anzahl, auch die Qualität des Teilnehmerfeldes erreichte neue Höhen. So teilten sich gleich vier Titelträger die Favoritenrolle: der internationale Meister (IM) Ferenc Langheinrich (SV Empor Erfurt), dazu die Fidemeister (FM) Johannes Tschernatsch (SC Empor Potsdam), Richard Scheftlein (Erfurter SK) und Christian Äpfler (SSV Weimar). Die drei ersten Spieler mit Wertungen > 2300!. Dahinter noch eine ganze Reihe von Spielern mit Leistungswertzahlen jenseits der 2000, alle begierig, den Titelträgern ein Bein zu stellen. Bei den zu absolvierenden 7 Runden war es erst einmal spannend zu sehen, ob ein solches Ereignis schon vor dem Mittag passieren würde. Doch als das Teilnehmerfeld nach vier gespielten Runden Restaurant und Biergarten des gastgebenden Restaurants „Bombay“ bevölkerte, um sich entweder indische Spezialitäten oder auch eine Pizza zur Stärkung zu gönnen, konnte das Favoritentrio noch komplett verlustpunktfrei die Pause genießen.

Und tatsächlich, in Runde 5 gab es das erste bemerkenswerte Resultat. Ausgerechnet Titelverteidiger Scheftlein kassierte in einer spannenden Partie und einem nervenaufreibenden Endspiel gegen einen stark aufspielenden Mathias Philipp aus Weimar die erste Niederlage. Ebenso spannend verlief das parallel stattfindende Duell Langheinrich gegen Tschernatsch. Auch hier kam es zur Entscheidung. Langheinrich hatte die bessere Strategie und besiegte mit präzisem Spiel Tschernatsch. Bei noch zwei verbleibenden Partien also plötzlich ein ganzer Punkt Vorsprung vor den Mitfavoriten. Doch in Runde 6 war auch diese Siegesserie beendet. Im Duell gegen den stark aufspielenden Würzburger Pascal Eichenauer gab es nur ein Remis. Das nutzten Scheftlein und Tschernatsch aus, um wieder bis auf einen halben Punkt heran zu kommen. Und Philipp konnte mit einem starken Sieg gegen Äpfler sogar gleichziehen.

Ein schnelles taktisches Remis des Spitzenreiters würde den drei Verfolgern also die Möglichkeit bieten nach Punkten gleich- und nach Feinwertung eventuell gar vorbei zu ziehen. Doch diese Überlegung wäre eh hinfällig gewesen, denn ohne Angst vor dem großen Namen lieferte Philipp trotz schwarzer Steine eine offensive Leistung. Beide Kontrahenten verbrauchten dabei viel Zeit. Schließlich bot Langheinrich in unklarer, aber etwas geschlossenerer Stellung Remis. Und wie so oft erhöhte auch dieses Angebot in der höchsten Stressphase einer Partie den Druck noch einmal zusätzlich. Philipp akzeptierte schließlich, da ihm ein Platz auf dem Treppchen damit sicher schien. Auch Scheftlein tat alles, um vielleicht doch noch seinen Titel zu verteidigen und gewann gegen Eichenauer, der somit etwas unglücklich trotz toller Turnierleistung aus den Preisrängen katapultiert wurde. Und somit hatte schließlich Tschernatsch die Chance, das Turnier zu gewinnen. Allerdings erwies sich der junge Bad Neustädter Niklas Orf als sehr zäher Widerpart, die Begegnung endete im Friedensschluss.

Nach dem Ende aller Partien stellte sich dann heraus, dass der Poker von Langheinrich aufgegangen war. Langheinrich, Scheftlein und Philipp hatten jeweils 6 Punkte auf der Habenseite. Die Buchholzfeinwertung (Summe der Punkte aller Gegner) allerdings sprach zugunsten von Langheinrich. Ärgerlich für Tschernatsch, da er nur 5,5 Punkte erreicht hatte, nützte ihm die beste Feinwertung aller Teilnehmer nichts, er musste sich mit Platz 4 zufrieden geben. Glücklich dagegen war letztendlich Äpfler. Er kam ebenfalls dank Buchholzwertung auf Rang 5 ein und setzte sich so gegen weitere 10 Spieler durch, die wie er 5 Punkte errungen hatten.

Bei den Nachwuchspokalen triumphierte gleich zwei Mal der SSV Vimaria 93 Weimar. In der U18 sicherte sich Marlon Bock mit starken 5 (!) Punkten die Trophäe, in der U14 hatte Erdem Han mit 3 Punkten die Nase vorn.

Ein Pokal jedoch trat nicht den Rückweg über den Rennsteig an. Der Heldenpokal wird vergeben an den (erwachsenen) Teilnehmer, der relativ zu seiner Leistungszahl gesehen den größten Leistungssprung gezeigt hat. In diesem Jahr war konnte sich hier Vuk Cetnik vom TSV 1883 Benshausen diesen begehrten Preis dank stolzer 4,5 Punkte sichern.

Besonderen Dank vom Turnierleiter gab es zur Siegerehrung auch noch an alle Teilnehmer. Er musste während des ganzen Turniers nicht einen einzigen Streitfall regeln.

Rangliste:  Stand nach der 7. Runde 

Fortschrittstabelle: Stand nach der 7. Runde (nach Rangliste)

Kreuztabelle im Schweizer-System nach der 7. Runde