16. Meininger Schnellschachturnier

Bereits zum 16. Mal wurde am vergangenen Samstag das Meininger Schnellschachturnier um den Pokal des Bürgermeisters ausgetragen. Zur Freude der Organisatoren gab es vom Thüringer Schachbund wieder den Zuschlag als Thüringer Einzelmeisterschaft. Die angekündigten tropischen Temperaturen schreckten allerdings eine Reihe Schachfreunde von der Teilnahme ab, so dass zum Turnierstart nicht wie sonst üblich ca. 25 % mehr als die vorangemeldeten Teilnehmer im Starterfeld notiert werden konnten. Im Gegenteil, die Summe von 29 Spielern erreichte nicht einmal die Anzahl der 35 vorgemeldeten Spieler, Nachzügler schon eingerechnet. Erfreulich dagegen schlug die Qualität des Feldes zu Buche. Mit Robin Jacobi vom SV Empor Erfurt gab es auch einen klaren Favoriten, dem jedoch gleich eine Reihe starker Spieler den Titel streitig machen wollte, darunter auch der Meininger Jugendliche Richard Scheftlein, der bereits im Vorjahr kurz vor dem Überraschungscoup stand.

Bei noch erträglichen Vormittagstemperaturen gab sich die Tabellenspitze kaum eine Blöße. Nahezu im Gleichschritt wurden die ersten Runden durchlaufen, keinem Spieler gelang es, sich abzusetzen. Der erste Paukenschlag gelang ausgerechnet Scheftlein, der in Runde 3 nach einer spannenden Partie dank eines „Zauberspringers“ den Dauergast in den Preisrängen des Traditionsturniers, den Ilmenauer Uwe Mehlhorn bezwingen konnte und neben Favorit Jacobi als Einziger die „weiße Weste“ mit 3 Punkten aus 3 Spielen bewahren konnte. Damit gab es für die letzte Runde vor dem Mittag die Chance auf eine kleine Vorentscheidung im direkten Duell. Der Sieger hätte sich damit schon etwas absetzen können. Doch die beiden Rivalen scheuten das letzte Risiko. Punkteteilung statt Showdown. Mehlhorn und der Neudresdner Toralf Rensch nutzten die Chance, aufzuholen.

Gestärkt durch eine Portion Hütes im großen Festzelt am Markt oder angefeuert durch ein würziges indisches Gericht aus der Küche des „Bombay“ ging es in die 5. Runde. Trotz gut gefüllten Mägen und mittlerweile stark gestiegenen Temperaturen hielt sich an den Spitzenbrettern die Fehlerquote sehr in Grenzen. Während Scheftlein erneut remisierte, lief Mehlhorn zu großer Form auf und brachte Jacobi die erste und einzige Niederlage im Turnier bei, was letzteren etwas nach hinten brachte, da nach der Runde gleich 4 Spieler jeweils 4 Punkte auf dem Konto vorweisen konnte. Spannung extrem. Die Weichenstellung für die Turnierentscheidung sollte Runde 6 bringen. Der junge Scheftlein bewies hier einmal mehr seine Nervenstärke, er konnte Rensch in einer schönen Partie bezwingen und diesen damit entscheidend distanzieren. Doch auch Mehlhorn hielt dem Druck stand, er gewann ebenfalls. Und mit nur einem halben Punkt Rückstand hatte auch Jacobi noch alle Chancen. Somit konnten sich vor der Finalrunde Scheftlein und Mehlhorn mit 5 Punkten die besten Chancen auf den Titel ausrechnen, doch nur ein Sieg konnte den drängenden Jacobi noch davon abhalten, doch noch den Titel in die Landeshauptstadt zu holen. Und Jacobi trumpfte auf. Mit einer guten Leistung gewann er seine Partie und zwang die Kontrahenten um die Krone, ihre Partien mit vollem Risiko auf Gewinn zu spielen. Mehlhorn im Duell gegen Rensch und Scheftlein gegen den Altmeister Thomas Meyer aus Vacha versuchten alles. Doch während der Ilmenauer nicht über ein Unentschieden hinaus kam, zauberte sich Scheftlein mit einem Qualitätsopfer gegen 2 Bauern in ein dynamisches Endspiel, welches der Vachaer letztendlich nicht halten konnte. Scheftlein siegte und konnte damit den Titel des Thüringer Schnellschachmeisters 2015 mit 6 Punkten aus 7 Partien in großartiger Manier in die Theaterstadt holen.

Doch auch auf den hinteren Rängen wurde gekämpft. Besonders der Pokal der Jugend U14 war von einigen Meininger Jungs ins Visier genommen worden. Die besten Nerven zeigte hier jedoch der Suhler Johannes Öhring, der mit 2,5 Punkten das begehrte Prunkstück in Empfang nehmen konnte. Bester U18 wurde erneut Erich Riedel (Arnstadt), der von Scheftleins Gesamtsieg profitierte und so mit einer guten Leistung den Pokal abstauben konnte. Bemerkenswert auch das Durchhaltevermögen der teilnehmenden Senioren, sie spielten locker bis zum Ende durch trotz der schwierigen Bedingungen.

Eine Meininger Besonderheit wurde auch wieder ausgespielt: der Heldenpokal. Mit einem speziellen Rechenverfahren wird die stärkste Leistung der Teilnehmer bezügliches ihres „Normalniveaus“ ausgewertet. Das heißt, diese Ehrung erfährt der Teilnehmer, der am meisten über sich hinausgewachsen ist. So kommen auch einmal Spieler in den Genuss einer Ehrung, die sonst eher selten in den Siegrängen zu finden sind, die aber oft mehr Herzblut an den Tag legen als mancher Routinier an der Spitze. Hier gab es zum 2. Mal Jubel im Meininger Lager, Joachim Grube zeigte eine starke Turnierleistung und darf sich zu Recht über die Trophäe freuen.

Zur Siegerehrung konnten wieder Bürgermeister Fabian Giesder in der charmanten Begleitung der Meininger Hütesholle Silke Rammig begrüßt werden. Beide rührten noch einmal kräftig die Werbetrommel für das Treiben auf dem Stadtfest und überreichten den Siegern ihre verdienten Pokale. Turnierleiter Lehmann bedankte sich noch einmal besonders für die Fairness aller Teilnehmer. Trotz Hitze- und Nervenschlacht wahrten alle Teilnehmer die Fairness, so dass Schiedsrichter Jörges ein sehr ruhiges Turnier erleben durfte.

Rangliste:  Stand nach der 7. Runde

Fortschrittstabelle: Stand nach der 7. Runde (nach Rangliste)

Kreuztabelle im Schweizer-System nach der 7. Runde